Training mit Skoliose | Body-Xtreme 

Donnerstag, 08 03 2012

Training mit Skoliose

Was ist das und was sollte man beachten?

Eine Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die mit einer Verdrehung von einzelnen Wirbelkörpern einhergeht. Die Zahl der derzeit Betroffenen in Deutschland variiert von Studie zu Studie zwischen 380.000 und 400.000 und deshalb ist es nicht ungewöhnlich, dass teilweise sogar Profibodybuilder Skoliose haben.

Der folgende Artikel soll eine erste Übersicht liefern, allerdings kein Ersatz oder Ergänzung einer ärztlichen Beratung darstellen.


Man hat eine Skoliose bei mir festgestellt. Was ist das genau?

Eine Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die mit einer Verdrehung von einzelnen Wirbelkörpern einhergeht. Meist entsteht sie beim Heranwachsen während eines Wachstumsschubes. Die Ursache hierfür ist, dass die vorderen Anteile der Wirbelkörper bei Betroffenen schneller wachsen als die hinteren Anteile. Dadurch kommt es zur genannten Verdrehung der Wirbelkörper gegeneinander und insgesamt zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule. Meist verläuft eine Skoliose anfangs völlig schmerzlos und wird erst nach Abschluss des Wachstums schmerzhaft. Im Extremfall kann die Deformität so ausgeprägt sein, dass innere Organe eingeengt werden und es dadurch zu Organfehlfunktionen kommt. Ob die vorliegende Skoliose konservativ (ohne Operation) oder operativ behandelt werden muss, hängt davon ab, wie stark sie ausgeprägt ist und muss vom behandelnden Arzt entschieden werden. Weshalb manche Menschen eine Skoliose entwickeln und andere nicht, ist derzeit noch nicht geklärt. Die Zahl der derzeit Betroffenen in Deutschland variiert von Studie zu Studie zwischen 380.000 und 400.000.

Kann ich auch weiterhin trainieren?

Je nachdem wie stark die Ausprägung einer Skoliose ist, kann ein Training unmöglich werden. In einem solchen Fall steht dann zunächst die Behandlung der Skoliose im Vordergrund. Liegt jedoch eine leichtere Form der Skoliose vor, kann Krafttraining durchaus möglich und auch sinnvoll sein. Auch eine Profikarriere ist mit Skoliose möglich. Wichtig ist jedoch, bestimmte Punkte im Training zu beachten, um vermeidbare Schäden abzuwenden. Auch für sehr erfahrene Athleten kann es in einem solchen Fall hilfreich sein, sich von einem Physiotherapeuten spezielle Übungen zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur zeigen zu lassen. Darüber hinaus können Dehnungsübungen und Atemübungen erlernt werden, die richtig angewendet, auf lange Sicht zu einer Unterstützung der Wirbelsäule führen. Prinzipiell steht also nach gewissenhafter Vorbereitung auch einem harten Training nichts im Weg. Sobald jedoch während oder nach dem Training starke Schmerzen auftreten, sollte die weitere Vorgehensweise umgehend mit einem Arzt abgeklärt werden. Von einer übermäßigen Einnahme von Schmerzmitteln ist dringend abzuraten.

Was muss ich während des Trainings beachten?

Prinzipiell ist es bei allen Übungen, speziell aber bei der Verwendung von freien Gewichten sehr wichtig, auf eine saubere Ausführung zu achten, um eine möglichst physiologische Haltung der Wirbelsäule zu gewährleisten. Um dies sicherzustellen, kann es helfen, einen Trainingspartner abzustellen, der während der gesamten Übung genau auf die Ausführung achtet und bei Abweichungen sofort auf diese hinweist oder unterstützend eingreift. Abgefälschte Wiederholungen, die zum absoluten Muskelversagen führen, sollten definitiv vermieden werden, da die Ausführung hierbei immer etwas unsauber ist. Besser ist es, durch höhere Wiederholungszahlen mit moderatem Gewicht oder durch negative Wiederholungen, bei denen ein Trainingspartner assistiert, die absolute Muskelerschöpfung zu erreichen.

Welche Übungen sind besser, welche eignen sich weniger gut für mich?

Übungen, die die Wirbelsäule direkt unter Druck setzen, sollten eigentlich vermieden werden. Da dies aber für die meisten Athleten keine annehmbare Lösung darstellt, muss darauf geachtet werden, dass der Schaden bei der Durchführung solcher Übungen so gering wie möglich gehalten wird. Die Wirbelsäule und die Bandscheiben an sich kann man nicht stärken, auch nicht durch noch so intensives Training. Was aber durchaus funktioniert, ist, die Wirbelsäule durch die Muskeln, die sie umgeben, zu unterstützen und einen Teil der Kraft, die auf die Wirbelsäule einwirkt, auf diese Muskeln zu verteilen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass diese Muskeln auch aktiv und gut durchblutet sind. Für die Praxis im Training bedeutet dies, dass etwas unkonventionell trainiert werden muss, was die Reihenfolge der Übungen angeht. Das allgemeingültige Credo für das Training, mit den großen Verbundübungen zu beginnen und danach kleinere Muskelgruppen isoliert und gezielt zu trainieren, gilt bei Vorliegen einer Skoliose nur eingeschränkt. Um die Muskeln, welche die Wirbelsäule stabilisieren zu aktivieren, macht es Sinn, einen oder zwei leichte Sätze der kleineren Übungen durchzuführen und dann erst mit den Verbundübungen zu beginnen.

Ganz konkret: ?Wie soll ich Kniebeugen machen??

Wenn die Kniebeugen Teil des Bein-Trainings sind, dann wäre es sinnvoll, vor dem ersten Satz Kniebeugen einen leichten Satz Lat-Ziehen zur Brust (enger Griff), einen leichten Satz Rudern und einen leichten Satz einer Übung für den unteren Rücken durchzuführen, um die Wirbelsäule über ihre gesamte Länge zu stabilisieren. Diese Sätze sollen selbstverständlich nicht bis zum Muskelversagen und auch nicht mit der sonstigen Intensität durchgeführt werden, aber dennoch so, dass ein leichter Pump zu fühlen ist. Auch ein Satz Shrugs vor Beginnen der Kniebeugen kann sinnvoll sein, da die aufliegende Langhantel, dann nicht ganz so unmittelbar auf die Dornfortsätze der oberen Wirbelkörper drückt, sondern ein Teil des Gewichts auf dem gut durchbluteten Trapezmuskel aufliegt. Falls Hackenschmidt-Kniebeugen gemacht werden sollen, gilt das Selbe für die Deltas. Ganz wichtig ist jedoch, dass diese Aufwärmübungen auf einen oder höchstens zwei leichte Sätze beschränkt bleiben. Sie sollten auf keinen Fall bis zur Muskelerschöpfung durchgeführt werden dürfen, denn die Muskelgruppen aktiviert und nicht ermüdet sein, wenn mit den Kniebeugen begonnen wird.

Kann mir die Verwendung eines Gewichthebergürtels helfen?

Gerade bei vorliegender Skoliose sollte auf keinen Fall auf den Gürtel verzichtet werden. Allerdings empfiehlt es sich, bei der Auswahl des Gürtels genau hinzuschauen und nach Möglichkeit verschiedene Modelle auszuprobieren. Durch die Skoliose kann nämlich eine grundsätzlich andere Situation vorliegen, als es bei anderen Bodybuildern der Fall ist. So soll ein Gewichthebergürtel normalerweise dafür sorgen, dass die Wirbelsäule bei Übungen, die den Rücken direkt belasten, gerade gehalten wird. Eine skoliotisch verformte Wirbelsäule ist jedoch von Natur aus nicht gerade, so dass man sich bei der Wahl des Gürtels anpassen muss. Ein Gürtel aus Leder, der evtl. noch durch eingenähte Polster verstärkt ist, kann in diesem Fall zu starr sein und so zu Schmerzen führen. Im schlimmsten Fall bleibt der gewünschte stabilisierende Effekt komplett aus. Ein Gürtel aus einem anderen, nicht ganz so harten Material z.B. Nylon kann sich da besser eignen. Dies ist aber individuell unterschiedlich und muss dementsprechend einfach ausprobiert werden.

Optimale Symmetrie trotz Skoliose

Auch gesunde Athleten tendieren dazu, bei Übungen, die beidseitig ausgeführt werden, die dominante Körperseite stärker zu belasten. So kann man bei genauerem Hinsehen oftmals beobachten, dass z.B. ein Rechtshänder beim Lat-Ziehen den rechten Arm ein wenig weiter nach unten zieht als den linken Arm. Besonders ausgeprägt tritt dies auf, wenn zu schwere Gewichte verwendet werden. Bei regelmäßigem Training gleicht sich diese Differenz zwar irgendwann nahezu aus, verschwindet aber nur ganz, wenn bewusst darauf geachtet wird. Besteht eine Skoliose, kann die Architektur der Muskeln ein wenig verändert sein, weil durch die Verkippung der Wirbelkörper einzelne Muskelgruppen höher bzw. tiefer ansetzen als auf der Gegenseite. Dies kann dazu führen, dass der Athlet die Übung als perfekt gleichmäßig ausgeführt empfindet, obwohl dies nicht der Fall ist. Daher empfiehlt es sich, beidseits ausgeführte Übungen stets von einem Trainingspartner ?überwachen? zu lassen, um eine seitengleiche Ausführung sicherzustellen. Nur so können beide Körperhälften gleichmäßig trainiert werden und letztendlich die gewünschte Symmetrie entstehen.

Ich habe eine Skoliose mit Beinlängendifferenz. Was muss ich beachten?

Oftmals geht eine Skoliose mit einer Beinlängendifferenz einher. Da diese häufig nicht stark ausgeprägt ist, wird sie vom Betroffenen nicht unbedingt selbst wahrgenommen. Ein Arzt sollte eine Beinlängendifferenz jedoch schon während der klinischen Untersuchung ohne Hilfsmittel erkennen können. Wurde eine Beinlängendifferenz festgestellt, so gilt es nun, darauf zu achten, beide Beine im Training gleich stark zu belasten, um gleichseitig das Muskelwachstum gleichermaßen zu stimulieren. Es lässt sich bei Vorliegen einer Beinlängendifferenz nicht vermeiden, dass z.B. beim beidbeinigen Beinpressen die größere Last vom längeren Bein übernommen wird. Dementsprechend entsteht auch in diesem Bein ein stärkerer Anreiz für das Muskelwachstum als im kürzeren Bein. Um dies zu vermeiden, bietet es sich an, auf einbeiniges Beinpressen mit weniger Gewicht umzusteigen. Je nachdem wie ausgeprägt die Längendifferenz der Beine ist, sollte man sich vom Orthopäden Schuh-Einlagen verschreiben lassen, die die Differenz ausgleichen und diese dann auch im Training tragen. Vor allem bei Übungen wie z.B. Kniebeugen ist es außerordentlich wichtig, dass das Gewicht gleichmäßig auf den Körper verteilt wird und nicht einseitig. Eine einseitige Gewichtsbelastung während der Übungen kann zu einer zügigen Verschlechterung einer Skoliose beitragen.

Artikel von unserem Teammitglied c.c.


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